Spielsucht: Machen Sie den Selbsttest
Vorbeugen ist besser als heilen!
Das Glücksspiel übt schon von je her eine große Anziehungskraft auf die Menschen aus. Der Nervenkitzel, die Spannung, das Warten auf die richtigen Zahlen oder Karten und damit Geld machen zu können – das ist es, was das Glücksspiel für viele Leute so attraktiv macht. Denn wer möchte nicht mit einem Lotto-Jackpot oder einem großen Gewinn beim Poker, Black Jack oder Roulette die finanziellen Sorgen für eine Weile vergessen? Bei aller Faszination birgt das Glücksspiel jedoch auch Gefahren und zu den größten Gefahren gehört natürlich die Spielsucht.
Die Gefahren und Auswirkungen der Spielsucht sollten auf keinen Fall unterschätzt werden!Von Torsten Schneider
Worin die Gefahr besteht
Die Spielsucht birgt eine ganze Menge an Gefahren, die unter Umständen und im schlimmsten Fall existenzbedrohend werden können. Nicht selten riskiert der Betroffene hier den Verlust des Arbeitsplatzes. Auch persönliche Beziehungen wie Freundschaften, Ehen oder Partnerschaften allgemein werden bei Spielsüchtigen auf eine harte Probe gestellt. Denn es ist nicht nur der Betroffene selbst, der unter dieser Situation leidet. Auch der Partner oder Freunde werden dadurch beeinflusst. Nicht selten gingen an der Spielsucht Ehen zugrunde oder Freundschaften zerbrachen.
Der erste Schritt in die richtige Richtung ist die Einsicht des Betroffenen. Doch da fängt für einen Großteil das Problem schon an. Während das Umfeld schon lange die Spielsucht erkannt hat, gibt der Betroffene an, alles im Griff zu haben. „Ich kann jederzeit aufhören!“ oder „Ich spiele, weil es mir Spaß macht!“, sind hierbei die Ausreden, die das Umfeld am meisten hören dürfte. Doch auch dann, wenn man seine eigene Spielsucht erkannt hat, ist die Gefahr noch lange nicht gebannt. Die Spielsucht ist eine anerkannte Krankheit, und wer krank ist, muss sich helfen lassen. Doch genau da liegt oft der Hase im Pfeffer. Die Süchtigen schämen sich und scheuen sich davor, mit anderen darüber zu reden. Durch diese Abnabelung vom gewohnten Umfeld steigt natürlich die Gefahr, noch weiter in den Sog hineingezogen zu werden. Freunde, Partner, Verwandte und Bekannte können zwar ihre Hilfe anbieten, doch der Impuls, die Hilfe anzunehmen, muss vom Betroffenen selbst kommen.
Die Spielsucht bekämpfen
Wie bereits erwähnt, ist das A und O zur Bekämpfung der Spielsucht die Einsicht des Betroffenen. Wenn dieser Schritt vollzogen wurde, gibt es mehrere Wege, sich helfen zu lassen. Es gibt zum Beispiel eine Reihe von Anlaufstationen für Spielsüchtige, an die man sich wenden kann. Die dortigen Fachkräfte sind geschult und speziell auf die Eigenheiten und Tücken der Spielsucht eingestellt. Zu den Anlaufstellen, die sich oft auch direkt vor Ort befinden, gehören zum Beispiel Kliniken oder Selbsthilfegruppen. Es empfiehlt sich, gemeinsam mit einer Vertrauensperson eine dieser Stellen aufzusuchen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Alternativ hierzu kann man sich natürlich auch schon im Vorfeld schlau machen, ob sich in unmittelbarer Nähe Angebote befinden, die sich speziell mit dem Thema Spielsucht auseinandersetzen.
Erste Kontakte können auch telefonisch geknüpft werden. Es gibt etwa eine kostenlose Hotline (0800/1372700), erreichbar montags bis donnerstags von 10-22 Uhr, freitags bis sonntags von 10-18 Uhr). Unter dieser Nummer können sich nicht nur die Betroffenen selbst beraten lassen und Informationen bekommen. Auch die Angehörigen können hier erfragen, wie sie der Situation begegnen sollen und wo sie gegebenenfalls weitere Informationen bekommen.
Das Internet ist ebenfalls eine gute Informationsquelle. Die BZgA bietet den Betroffenen zum Beispiel ein Online-Ausstiegsprogramm an. Weitere Informationen gibt es auf der Seite der BzgA selbst. Ganz wichtig in Bezug auf die Bekämpfung der Spielsucht ist das Aufsuchen einer Schuldnerberatung. Denn oftmals geraten die Süchtigen durch ihre Krankheit in eine finanzielle Abwärtsspirale, aus der es nur schwer ein Entrinnen gibt. Nicht selten haben sich die Spieler bereits hoch verschuldet oder stehen kurz davor, „Haus und Hof“ zu verspielen. In diesem Fall macht natürlich auch eine Schuldnerberatung Sinn. Diese hilft dabei, die Finanzen wieder zu ordnen. Sie zeigt Wege aus der Misere auf und kann die Rückkehr in ein normales Leben unterstützen.
Woran kann man Spielsucht erkennen
Wie bereits erwähnt, sind die Spielsüchtigen meist diejenigen, die ihre Sucht lange abstreiten und sich nicht helfen lassen wollen. Viele von ihnen merken in der Tat nicht, dass sie bereits der Spielsucht verfallen sind. Es gibt allerdings einige sichere Signale, die darauf hindeuten, dass man entweder bereits spielsüchtig ist oder dass man auf dem besten Wege in diese Sucht ist. Einige Webseiten, auch die mancher Lottoanbieter, bieten so genannte Selbsttests an. In diesen Selbsttests werden gezielt Fragen gestellt und daraufhin die Gefahr einer möglichen Spielsucht bewertet. Achtung: Ein solcher Selbsttest ersetzt aber auf keinen Fall den Gang zu einer Beratungsstelle oder zu anderen fachkundigen Personen. Auch ersetzt er nicht das vertrauensvolle Gespräch mit Partnern, Freunden oder der Familie.
- Symptome, die auf eine Glücksspielsucht hinweisen:
- Starke Eingenommenheit von Glücksspielen
- Vertuschen der Problematik gegenüber Freunden und Familie
- Unruhe und Stimmungsschwankungen
- Spielen, um private oder finanzielle Probleme zu lösen
- Illegale Handlungen, um sein Spiel zu finanzieren
- Immer höhere Einsätze für den Nervenkitzel
- Immer höhere Einsätze um Verluste auszugleichen
- Mit mehr Geld spielen, als man sich leisten kann
- Berufliche Probleme wegen des Spielens bis hin zum Arbeitsplatzverlust
Diese Selbsttests starten in der Regel mit der Angabe von Alter und Geschlecht. Im nächsten Punkt wird dann erfragt, welcher Art des Glücksspiels man am ehesten zugetan ist. Dies können normale Lotterien sein, Casinospiele, Sportwetten, Rubbellose, Kartenspiele oder aber auch Pferdewetten. Denn die Riege der Spiele, die süchtig machen können, ist sehr groß – vor Allem die verschiedenen Spielautomaten haben ein hohes Suchtpotential. Von daher macht es Sinn, mit solchen Fragen so viele Bereiche wie möglich abzudecken. Im weiteren Verlauf eines solchen Selbsttests wird auch gefragt, in welchen Situationen man bevorzugt spielt. Ob man etwa aus Langeweile spielt, um Stress abzubauen oder ob man spielt, wenn man unter Alkohol- oder Drogeneinfluss steht.
Im Laufe des Selbsttests folgt eine Reihe von weiteren Fragen, die dabei helfen, das Spielverhalten unter Berücksichtigung von persönlichen Eigenschaften zu analysieren. Eine zentrale Frage ist zum Beispiel die, ob man spielt, um Verluste wieder aufzuholen. So unschuldig diese Frage auch klingen mag: Sie hat großen Einfluss auf die Gesamtbewertung der Situation. Denn Personen, die spielen, um vorherige Verluste wieder aufzufangen, sind besonders gefährdet, in die Spielsucht zu rutschen. Denn der Drang, die Verluste auszugleichen, kann fatale Folgen haben – und das wo man doch eigentlich weiß, dass man wegen des Hausvorteils auf lange Sicht bei Glücksspielen nur verlieren kann.
Sind alle Fragen des Selbsttests, der in der Regel nicht länger als zehn Minuten dauert, beantwortet, folgt eine detaillierte Auswertung. Es wird – basierend auf den abgegebenen Antworten – eine Einschätzung erstellt, wie stark man gefährdet ist, in die Spielsucht abzurutschen. Diejenigen, die einen solchen Test machen, müssen also auch mit einem unangenehmen Feedback rechnen. Es empfiehlt sich, diesen Test auch im Beisein einer Vertrauensperson zu absolvieren.
Fazit: Ein ehrlicher Selbsttest ist ein guter Anfang
Das Wichtigste vornweg: Ein Selbsttest, auch wenn er grundehrlich absolviert wurde, ersetzt nicht den Besuch bei einer richtigen Beratungsstelle. Dennoch ist der Test ein wichtiges Werkzeug. Mit seiner Hilfe kann man schon einmal eine erste Einschätzung bekommen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen. Das Wichtigste ist natürlich, dass der Getestete ehrliche Antworten gibt. Denn ansonsten ist der Sinn und Zweck eines solchen Tests völlig dahin. Aus diesem Grunde wäre es ratsam, den Test nicht allein durchzuführen, sondern im Beisein einer Vertrauensperson. Diese kann die eine oder andere Situation möglicherweise neutraler und wahrheitsgetreuer einschätzen, als der Betroffene selbst. Unterm Strich ist also zu sagen, dass die Selbsttests durchaus ihre Daseinsberechtigung haben und einen ersten Einblick liefern können.
Wie bei allen Suchtkrankheiten ist auch wichtig, dass die Einsicht bei den Menschen von allein einsetzt. Denn nur dann bestehen reelle Chancen, denjenigen von seiner Sucht abzubringen. Zudem darf man dem Betroffenen nicht das Gefühl geben, durch seine Sucht weniger wert zu sein. Denn das führt erst recht zu Isolation und steigert die Gefahr, noch weiter abzurutschen. Vielmehr benötigen diejenigen, die an Spielsucht erkrankt sind, ein verständnisvolles Umfeld, welches in der Lage ist, gemeinsam mit dem Betroffenen die Probleme anzugehen.